Sonntag, 22. April 2012

Segelparadies mit Tücken - Teil 1

Wir sind mittlerweile auf Spanish Wells im Nordwesten von Eleutherea. Lange hatten wir keinen Internetzugang und sind mit unseren Blog nicht auf Stand. Die vielen Fotos und Erlebnisse bringen wir nun kurz nacheinander in zwei Berichten. Aber nun der Reihe nach.

Am Gründonnerstag klingelt der Wecker noch in tiefer Dunkelheit. Es ist fünf Uhr morgens. Wir fahren mit dem Dinghi in die Stadt. Da gibt es keine richtigen Anleger. Wir nehmen einfach den ganz großen für die Ausflugsschiffe. Das bringt uns später einen Anraunzer ein, aber sonst hätten wir unseren Termin um 6.45 Uhr in der US-Botschaft nicht geschafft. Wir treten an zum Interview für unsere Visa. Mit vielen anderen Antragstellern durchlaufen wir die Kontrollen und Sicherheitschecks. In einem großen Warteraum gibt es umlaufend mehrere Schalter, die man nacheinander anläuft. Unterlagen abgeben, bezahlen, Fingerabdrücke nehmen und das eigentliche Interview. Der Ablauf ist streng geregelt und wird genauestens überwacht. Man bekommt präzise den Stuhl zugewiesen, auf dem man sitzen soll und wer in der Schlange stehend nicht sofort zu seinem Vordermann aufrückt, wird sehr bestimmt darum gebeten. Zur Unterhaltung dürfen wir uns die Morgenshows auf CNN ansehen.
Das Interview geht dann ganz fix. „Wie kann das sein, dass hier zwei deutsche Pässe vor mir liegen?“ fragt uns der Mitarbeiter. Wir erzählen von unserem kurzfristigen Aufbruch und das wir es vorher nicht geschafft haben. Ob wir unterwegs Ärger mit der Coastguard hatten, will er wissen. Nein. Und ob wir das erste Mal in die USA reisen? Ja. Okay, dann will er mal seinen Beitrag dazu liefern, dass unsere Reise statt finden kann. Wir sollen am Nachmittag wieder kommen und unsere Pässe mit den Visa abholen. Super, das geht ja einfach. Gleich neben der Botschaft ist McDonalds und wir gönnen uns erst mal ein Frühstück. Dort treffen wir viele andere Antragsteller wieder und tauschen uns jetzt lachend und erleichtert über das Visaverfahren aus. Holly philosophiert darüber, was wohl zuerst hier ansässig war - die Botschaft oder McDonalds?
Ostersonntag mit „Osterfrühstück“ - wir stoßen doch noch auf den „Easter Bunny“, den Osterhasen, und etwas Oster-Dekoration. Außerdem gibt es ein opulentes Brunch. Am Tag zuvor haben wir unsere Ankernachbarn kennen gelernt und sie erzählen uns ganz begeistert von einem günstigen Sonntags-Brunch im noblen Hotelkomplex „Atlantis“. Klar, wir kommen mit. Mit dem Dinghi und immer Dietmar hinterher fahren wir in die dazugehörige Marina. Dabei haben wir einen tollen Blick auf die Anlage. Das Foyer des Hotels ist beeindruckend. Im Untergeschoss gibt es riesige Fenster zu dem außen vor dem Gebäude liegenden Aquarium. Und das reichhaltige Büfett ist super.
Gegen Abend holen wir unsere Gäste Claudia und Inken vom Flughafen ab. Am Ostermontag können wir trotz Feiertag einkaufen und uns für die nächsten 10 Tage proviantieren, da es auf den kleinen Inseln keine Möglichkeiten gibt. Abends verlassen wir Nassau und ankern vor der nahe gelegenen Insel Rose Island. Für Claudia und Inken das erste Bad in kristallklarem Wasser.
Am nächsten Morgen kommt der Wind gerade noch richtig, so dass wir mit einem Anlieger nach Allans Cay in die nördlichen Exumas aufbrechen können. Die Sonne scheint und das Wasser präsentiert sich in kräftigem Türkis. Genau wie auf dem Hinweg müssen wir die Yellow Bank kreuzen und darauf achten, dass wir nicht über die flachen Korallenköpfe fahren, die man jetzt bei hohem Sonnenstand sehr gut erkennen kann.
Allans Cay ist eine unbewohnte Insel, jedenfalls von Menschen unbewohnt, nur viele kleine Echsen leben hier. Die Insel besteht aus mehreren Felsen, die einen Ring bilden, so dass der Ankerplatz gut gegen Schwell geschützt ist. Allerdings entstehen hier kräftige Strömungen. Es gibt einen Tidenhub von ca. einem Meter. Gar nicht soviel, meint der erfahrene Elbsegler, aber dennoch nicht zu unterschätzen, da es an bestimmten Stellen mächtig gurgelt. So auch an unserem heutigen Ankerplatz. „Now“ wird hin und her geschaukelt. Aber wir haben den Anker ja gut eingefahren und sind deshalb nicht beunruhigt. Gegen Mitternacht, wir wollen gerade in die Kojen, rumpelt es ganz heftig. Raus! Was ist da los? Es ist stockdunkel. Wo ist unser Nachbarlieger? Taschenlampe! Da ist kein Schiff mehr neben uns, sondern ein Felsen! Sehr, sehr nah in rauschender Strömung. Die Nachbarlieger liegen weit voraus. Der Anker hält nicht, wir sind quer durch die Bucht geslippt. Weg hier! Maschine an! Handscheinwerfer raus! Aber jetzt will der Anker nicht raus. Offensichtlich hat er sich zwischen den Steinen verkeilt. Nach mehreren Versuchen und mit voller Kraft voraus schaffen wir es dann, den Anker zu lösen und diesen unattraktiven Platz zu verlassen. Wir tasten uns aus dem Ring der Felsen heraus und gehen davor im Windschatten erneut vor Anker. Hier liegen schon einige Schiffe. Wir hatten das beim Ankommen gesehen. Der Rest der Nacht verläuft ruhig. Wir haben nur mäßig Wind und hier keine Strömung. Zu viert haben wir diese Situation gut gemeistert! Auf unsrer bisherigen Reise war dies die kritischste Situation. Manöverkritik: Wir hatten in der engen Bucht die Ankerkette kurz gesteckt. Wahrscheinlich hat das bei Hochwasser nicht mehr gereicht, der Anker ist ausgebrochen und wir sind langsam mit der Strömung versetzt worden. Was man an Bord überhaupt nicht merkt! Dann hat der Anker sich in den Steinen verkeilt und wir sind hängen geblieben. Das war das Rumpeln, was wir hörten. Das Schiff ist zum Glück nirgends angestoßen. MERKE: Meide Ankerplätze mit viel Strömung, auch wenn andere Schiff da schon liegen, und gebe IMMER 10fache Kettenlänge (bezogen auf die Wassertiefe), von HOCHWASSER ausgehend!
Am nächsten Morgen ist wenig Wind. Wir bleiben. Heute steht Dinghi-Fahrschule für unsere Gäste auf dem Programm. Die Handgriffe sind schnell gelernt und wir machen einen Ausflug an den Strand zu den Iguanas. Echsen, die einen guten Meter lang werden können. Sie sind sehr zutraulich und kommen auf einen zu, da sie häufig von Touristen gefüttert werden, was eigentlich nicht empfehlenswert ist, da sie aggressiv werden, wenn sie mal nichts bekommen. Wir halten Abstand und sind dennoch von diesen Urviechern fasziniert.
Der nächste Tag bringt absolute Windstille. Wir brauchen Wasser und motoren zur nächsten Insel Highbourne Cay. Dort gibt es eine sehr schicke Marina. Außerdem hoffen wir auf Internetempfang. Denn unser Pactor (Gerät, mit dem wir per Funk mailen können) funktioniert nicht. Er ist im Moment unsere einzige Möglichkeit den Wetterbericht zu bekommen. Die aktuellen Frequenzen sind nicht eingestellt. Die Aktualisierung bekommt man per Mail, aber genau das funktioniert nicht. Wir hören zwar auch den Funk-Wetterbericht, aber der ist sehr leise, mit viel Rauschen und auf englisch. Das führt dazu, dass wir nur einzelne Brocken mitbekommen. Das WiFi-Netz der Marina ist schwach, daher dürfen es nur Gäste nutzen, wozu wir als Wassertankende nicht zählen. Die Liegegebühren sind uns zu hoch. Also tuckern wir weiter zur Insel Norman Cay, dort soll es laut Revierführer eine Bar mit Internetzugang geben. Dort vor Anker liegend müssen wir aber erst einmal Hollys Geburtstag feiern - mit einer Schwarzwälder Kirschtorte! Anschließend fahren wir zum Strand und machen uns auf den Weg in die Bar. Normans Cay war früher mal ein berühmt-berüchtigter Drogenumschlagplatz. Die Landebahn für Flugzeuge stammt wohl aus dieser Zeit und wird heute noch genutzt. Wir finden die Bar. Holly lädt uns zum Geburtstagscocktail ein. Und WiFi? Sorry, die Antenne hat der Hurrikan im letzten August weggeweht. Na gut, konzentrieren wir uns aufs Trinken.
Mit Claudia und Inken haben wir uns einen langen Nachttörn Richtung Süden nach Conception Island vorgenommen - das haben wir sooft als Tipp von anderen Seglern gehört. Der Wind hat aufgefrischt und kommt mehr aus Südost als vorhergesagt. Nicht besonders gut für uns, denn das ist unsere Richtung. Na, vielleicht dreht er ja noch. Außerdem ist unser GPS ausgefallen. Wir können auf den elektronischen Karten nicht mehr automatisch sehen, wo wir gerade sind. Wir haben ein Hand-GPS, dass unsere Koordinaten angibt, die wir dann in die Karte übertragen und damit unseren Standort bestimmen. Die terrestrische Navigation anhand von Landmarken und Seezeichen ist beschränkt. Hier auf diesen flachen Pfannkuchen-Inseln gibt es kaum Landmarken und Seezeichen sind nicht vorhanden. Egal, es geht auch ohne. Wir starten gegen Mittag und müssen als erstes die enge Durchfahrt zwischen den Inseln Normans Cay und Shroud Cay durchfahren. Da kommt das Ruderblatt hoch ohne das wir aufgelaufen sind. Ein Schlauch des Hydrauliksystems hat sich gelöst. Okay, Anker fallen lassen und den Schlauch wieder anbauen. Außerdem das ausgelaufene Hydrauliköl in dem Schacht ganz achtern hinter der Achterkabine aufwischen. Offensichtlich haben wir am Morgen zu viel Druck auf das System gegeben. Dann mal weiter. Vor der engen Durchfahrt vertun wir uns nun tatsächlich und laufen im flachen Wasser auf. Das Ruderblatt kommt wieder hoch. Wieder rutscht der Hydraulikschlauch von dem Anschluss. Eigentlich gibt es dafür eine Sollbruchstelle. Na denn: Ankern, reparieren, aufwischen, weiter. Nun ist es mittlerweile später Nachmittag und der Wind hat immer noch nicht gedreht. In der Durchfahrt steht eine ordentliche Brandung und wir streichen den Plan nach Süden zu segeln. Statt dessen laufen wir die nächste Insel Shroud Cay an. Dort finden wir einen schönen Platz und machen an einer Mooring fest.

Dieses Segelparadies ist wirklich wunderschön, die Farben des Wassers sehr beeindruckend, das Wetter meistens schön warm, aber es hat seine Tücken.

Unsere Route: Nassau - Exumas - Eleuthera

Wir haben den Osterhasen gefunden!

Osterdekoration an Bord.

Mit dem Dinghi ins "Atlantis".

Perspektive aus dem Dinghi.

Dietmar kennt den Weg vorbei an den Motoryachten.

Hotelfoyer "Atlantis", an den Säulen rinnt Wasser herunter.

Blick ins Aquarium vom Untergeschoss aus.

Ankern vor Rose Island und Badezeit.

Blick zurück nach Nassau.

Inken

Holly

Bärbel

Claudia

"Now" schiebt durch Türkis - auf zu den Exumas!

Schatten des Schiffes auf dem Grund, 4-5 m tief.

Bärbel sitzt im Bugkorb und achtet auf ...

... Korallenköpfe, die sehr flach sein können.

Allans Cay - Dinghi-Ausflug

Kräftige Strömung an manchen Stellen.

Schöne Strände mit ...

... eigenwilligen Bewohnern.

Iguanas.

Skepsis ist angebracht.

Bei diesen Urviechern.

Türkises Wasser und heller, feiner Sand.

Kleine Conchmuschel.

Weiter geht´s.

Dunst und Windstille am nächsten Morgen.

Wir sehen unsere Ankerkette in Schleifen
auf dem Grund, ca. 5m tief.

Hollys Geburtstag an Bord.

Natürlich mit Torte.

Danach auf zum Strand.

Aha, hier geht´s zur Bar.

Und zum Airport.

Tatsächlich ist die Betonpiste eine Landebahn.

Freiluft-Hangar.

Eingang zur Bar.

Auf dem Rückweg zum Schiff.

Es ist absolut windstill.

Now

Und ihr Schatten auf dem Grund, ca. 2,5 m tief.

Noch mal Schatten, diesmal der Bug mit Ankerkette.

Hier hinten ist das Hydrauliköl ausgelaufen.